Die Liegenschaft des ehemaligen Bundeswehrdepots Weener in der ehemaligen Landsburg war während des 2. Weltkrieges der Produktionsstandort eines Rüstungsunternehmens. Von 1939 bis zum Kriegsende nutzte die Metallwarenfabrik Theodor Klatte, Stammsitz in Bremen-Huchting, die Anlage und baute sie weiter aus. Die Firma war ein wichtiger Zulieferer der Flugzeugindustrie, während des Krieges wurden in Weener dementsprechend Flugzeugteile gefertigt. Zahlreiche Fremdarbeiter, Kriegsgefangene und auch Einheimische waren in den Fabrikations- und Montagehallen beschäftigt. Das Werk ist baulich so errichtet worden, daß es aus der Ferne als landwirtschaftlicher Betrieb erscheinen konnte.
Die Fabrik wurde nach Kriegsende auf Verfügung der alliierten Kontrollkommission demontiert. Das Werk befand sich weiterhin im Eigentum der Firma Klatte, stand aber leer und verfiel zusehends. Im Jahre 1957 kaufte die Bundesregierung die Anlage. Am 28.10.57 zog die Bundeswehr ein und richtete das Fernmeldedepot Weener als Teil der Fernmeldetruppe ein. Das Vorkommando begann durch Eigenhilfe im Haus 4, die ehemaligen Stuben der Werksanghörigen herzurichten, um selbst eine Unterkunft zu haben. Die Fabrik bot einen katastrophalen Eindruck, Fenster waren zerbrochen, Dächer beschädigt, Gebäude waren so baufällig, das sie teilweise abgerissen bzw. repariert werden mussten. Hinzu kamen die schlechten Strassenverhältnisse. Die Wasserleitungen waren durch längeren Nichtgebrauch so stark angerostet, dass das Wasser nicht benutzt werden konnte, Wasser wurde in Tanks angefahren und zugeteilt. Um den Versorgungsbetrieb aufnehmen zu können, gab es noch viel zu tun.
Die ersten Zivilbediensteten wurden als Teilzeitkräfte eingestellt und durch den Rechnungsführer entlohnt. Mitte November 1957 wurden die ersten Zivilkraftfahrer eingestellt und die Teilzeitbeschäftigten als Vollbeschäftigte übernommen. Gleichzeitig begann der Versorgungsauftrag, erste Wagenladungen kamen von Bremerhaven mit US-Gerät. Parallel dazu verlief die Umlagerung vom Depot Liebenau nach Weener, letztere mit depoteigenen Fahrzeugen. Alle wichtigen Abteilungen wurden schon damals eingerichtet. Als Verbindungsoffizier der US-Army fungierte Major Warbourton. Ihm zur Seite standen Sgt Gillmore und Dolmetscher Henning. Verwaltungsmässig wurde das Depot durch die Standortverwaltung Aurich betreut. Im Frühjahr 1959 begann man mit der Aufstellung weiterer Abteilungen. Haus 1 wurde in der Längsrichtung geteilt, eine Hälfte wurde Funkbezirk, die andere Fernsprechbezirk. Im Mai 1958 wurde in der Batterieladestation die erste Werkstatt für Fernmeldematerial vom Meister Hermann Meyer eingerichtet.
Schon bald kamen die ersten Truppenrücklieferungen, die eine nochmalige Unterteilung notwendig machten; so entstand der Rücklieferungsbezirk. Die Zunahme der Rücklieferungen machte den weiteren Ausbau der Werkstatt zwangsläufig erforderlich. Im Laufe des Sommers 1959 erhöhte sich mit dem vermehrten Eingang von Firmenlieferungen auch die Zahl der Beanstandungen. Am 01.09.1959 wurde dann offiziell eine Untersuchungs- und Kontrollgruppe als Teileinheit aufgestellt. Leiter war Hptm Siegel. Durch Übertragung weiterer Aufgaben, z.B. Überprüfung nach Instandsetzung, Angliederung einer Katalogstelle und einer Inventurgruppe, wurde die Teileinheit Anfang der 60er Jahre laufend verstärkt. Ab Oktober 1966 wurde die Materialuntersuchung- und Kontrollgruppe von Hptm Wamp übernommen.
Innerhalb des Depots befand sich eine selbständige Fernmeldenachschub- und Instandsetzungs-Depotkompanie. Sie erreichte zeitweise eine Stärke von 350 Soldaten und prägte auch das Bild der Stadt Weener für diese Jahre als echte Garnisionsstadt. Viele Soldaten fanden hier die Frau fürs Leben. Einige verblieben nach Beendigung ihrer Dienstzeit in Weener und arbeiteten teilweise noch lange Zeit als Zivilbeschäftigte im Depot. Die Kompanie wurde am 01.01.1969 aufgelöst. Am 18.10.1963 wurde der Bodenständige Versorgungspunkt (BoVP) eingerichtet und nach 2 Jahren am 16.11.1965 nach Lindenholzhausen verlegt. Als Nachfolgeeinrichtung entstand später die Materialausgabestelle B2, die auf Befehl des BMVg vom 15.08.1973 eingerichtet wurde. Am 01.03.1974 wurde auf Befehl des Versorgungskommandos 800 die Ausgabebereitschaft hergestellt. Durch diesen Befehl wurde das ehemalige S 4-Lager aufgelöst und die Bestände der Materialausgabestelle übergeben. Die Materialausgabestelle (danach Geräteausgabestelle) betrieb neben ihrem Versorgungsauftrag auch die Eigenversorgung des Gerätedepots.
Am 01.01.1973 wird das Fernmeldedepot in ein Gerätedepot umgegliedert. Der Auftrag bleibt unverändert, aber die Truppengattung wechselt von der Fernmeldetruppe zur Nachschubtruppe. Seit dieser Zeit hat es mehrmals Änderungen in der Struktur und im Stellenplan gegeben. In der neuen Depotstruktur der Bundeswehr ist das Heeresdepot Weener nicht mehr enthalten. Es wurde zum 31.12.2001 aufgelöst.
Die Ausbildungswerkstatt Weener sowie die Radarwerkstatt (im ehemaligen Marinedepot bis 2008) blieben erhalten. Mit Stand vom 01.07.1997 arbeiteten im Depot 134 Arbeiter, 49 Angestellte, 17 Beamte und 18 Soldaten. Seit der Umstrukturierung des ehemaligen Marinematerialdepots 4 in ein Marinematerialabsteuerungsdepot zum 31.07.1997 wurde Personal auf Grund von Bewerbungen auf diese struktursicheren Dienstposten versetzt. Dadurch kam es im Monat August 1997 zu einem Personalrückgang.
Im ehemaligen Depot befand sich weiterhin die Ausbildungswerkstatt, die aber aufgrund der schlechten Bausubstanz seit Juli 2010 im ehem. Marinedepot untergebracht war. Es erfolgte ein Neubau im Bundeswehrdepot Nord - Materiallager Weener (ehem. Marinedepot). Die alte Liegenschaft der Ausbildungswerkstatt an der Landsburg wurde Ende 2023 komplett aufgegeben und ist zum 30.09.2024 durch die Bundeswehr gekündigt worden und an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übergeben.
Weitere Streiflichter aus der Geschichte
In der ersten Zeit wurde die Mittagsverpflegung im Hotel "Zum Weinberg" eingenommen, während Morgen- und Abendkost bis Mai 1958 selbst eingekauft und zubereitet wurde. Dann entstand eine provisorische Küche im Haus 10, wo durch Bretter ein selbsterrichteter Speiseraum entstand. Zwei Jahre später wurde eine bereits wesentlich besser eingerichtete Küche mit Sozialraum im Haus 4 in Betrieb genommen. Dieser Zustand änderte sich endgültig im Jahre 1962 durch die Errichtung und Inbetriebnahme des Wirtschaftsgebäudes, Haus 17.
Die Jahre 1960 - 1967 standen im Zeichen von Neubaumassnahmen. Es wurden u.a. errichtet:
Wirtschaftsgebäude
Stabsgebäude
Annahme und Versand-Gebäude
Tankstelle
Schmutzwasserhebewerk
Ebenso wurden die Strassen ausgebaut und gärtnerische Anlagen erstellt.
Die am 01.04.1959 festgelegten Arbeitszeiten waren damals eine deutliche Verbesserung:
Montags - Freitag.................................. 07.30 - 16.50 Uhr
Mittagspause..........................................12.15 - 13.00 Uhr
Samstags...............................................07.30 - 11.40 Uhr
jeder 2. Samstag war für die Hälfte des Depots dienstfrei.
1960 verdiente ein Lagerarbeiter in der Stunde brutto: 1,32 DM. Die Vergütung eines Angestellten, der grundsätzlich in der Vergütungsgruppe BAT IX eingestellt wurde, betrug bei einem Alter von 28 Jahren mit einem Kind, einschließlich Ortszuschlag 420,00 DM brutto.